Azubis fit für die Zukunft machen

Bergstraße. Findet ein Jugendlicher keine Lehrstelle, so greift ihm der Eigenbetrieb “Neue Wege” unter die Arme. Er finanziert außerbetriebliche Ausbildungsplätze, zum Beispiel bei der Kreishandwerkerschaft. Was Jugendliche im dortigen Berufsbildungszentrum lernen können, davon machte sich die Betriebskommission von “Neue Wege” gestern ein Bild.
Welche schönen Werke die angehenden Floristen produzieren, davon überzeugten sich die Besucher bereits in der weihnachtlich geschmückten Eingangshalle. Ihr nächster Weg führte die Kommissionsmitglieder in die Lehrküche, wo vornehmlich Hauswirtschafterinnen – und nur wenige Männer – ausgebildet werden. Im Unterrichtsraum der Frisöre zeigte sich, dass zu dieser Ausbildung weit mehr gehört, als Haare schneiden – auch Make-up, Maniküre und Massage sind gefragt.
Keine schöne Vergangenheit hat das EDV-Zentrum hinter sich: Hier wurden bereits zweimal sämtliche Notebooks geklaut – trotz Panzerglas, wie der Leiter des Berufsbildungszentrums, Herbert Schneiderhan, berichtete. Jetzt ist man wieder auf Desktops umgestiegen.
Gut besetzt ist derzeit die Schlosserei und Schweißwerkstatt: “Es gibt immer weniger Fachkräfte auf diesem Gebiet, daher werden diese zurzeit sehr gesucht”, erklärte Schneiderhan. Die Ausbildung zum Verkäufer ist die einzige, die nur zwei Jahre lang dauert. Hier arbeitet die Kreishandwerkerschaft eng mit Betrieben zusammen, in denen Praktika absolviert werden. Auch der Ausbilder selbst hatte einmal ein Geschäft. “Wir wollen die Jugendlichen von innen heraus motivieren – nicht mit erhobenem Zeigefinger”, so Schneiderhan.
Was aus Holz alles entstehen kann, lernen die angehenden Schreiner, Tischler und Holzbearbeiter. “Ein wahnsinnig toller Beruf – aber auch anspruchsvoll”, so der Leiter. Die Lehrwerkstatt sei top ausgestattet: “Es gibt nichts, was wir im Holzbereich nicht machen können.” Im Gewächshaus kommen die Azubis mit Pflanzen in Berührung – “gerade für junge Leute, die psychische Probleme haben, sehr wichtig”, weiß Schneiderhan.
Das Berufsbildungszentrum der Kreishandwerkerschaft gibt es seit 1974. Heute werden dort 63 Mitarbeiter beschäftigt und 14 Ausbildungsberufe angeboten. Man ist stets darauf bedacht, den Jugendlichen auch wirklich eine Zukunft zu ermöglichen. “Die Welt bewegt sich so schnell – gerade Ausbilder wie wir müssen sehr stark zukunftsorientiert denken”, sagte Schneiderhan. “Es bringt nichts, den Jugendlichen Techniken beizubringen, die in wenigen Jahren nicht mehr gebraucht werden.”
Der Vorsitzende der Betriebskommission, Erster Kreisbeigeordneter Thomas Metz, lobte die “marktbezogene” Ausbildung bei der Kreishandwerkerschaft. Beeindruckend sei sowohl der fachliche Hintergrund als auch das persönliche Engagement der Ausbilder. “Neue Wege” arbeite mit der Kreishandwerkerschaft “gut und vertrauensvoll” zusammen und wolle dies im Sinne der Heranführung an den Arbeitsmarkt gerne auch weiterhin tun. rk

Bergsträßer Anzeiger
18. Dezember 2008

Hervorragende Bilanz nach einem Jahr Projekt "Spagat!"

Bericht des Viernheimer Tagblatts über die Einjahresbilanz des vom Eigenbetrieb Neue Wege, dem “Förderband” und der Stadt Viernheim in Zusammenarbeit durchgeführte Projekt “Spagat!”

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Einstiegsoffensive im gesamten Kreisgebiet

Neue Wege dehnt Beratungsservice im Kreisgebiet aus/Hessische Optionskommunen informieren sich in Heppenheim

Kreis Bergstraße (kb.) Die Einstiegsoffensive des Eigenbetriebs Neue Wege dehnt sich aus. Das in Heppenheim als Pilotprojekt gestartete Konzept, das Erstantragstellern ein intensives Beratungsangebot an die Hand gibt, wird ab Januar nächsten Jahres auch in Bürstadt umgesetzt. Das dortige Jobcenter ist ebenfalls für die Städte Lampertheim, Biblis und Groß-Rohrheim zuständig.
Neben den Standorten Heppenheim, Mörlenbach und Viernheim ist die Einstiegsoffensive damit im gesamten Kreisgebiet vertreten. Jedes der vier Jobcenter ist Teil eines flächendeckenden Beratungsnetzes in den Regionen Bergstraße, Odenwald und Ried.

“Ihr Job ist es, Arbeit zu finden”. Das Motto der Einstiegsoffensive spiegelt das Ziel des Konzepts: Die rasche und dauerhafte Integration der arbeitsfähigen ALG-II-Empfänger. Jeder Kunde nimmt an einer achtwöchigen Jobmaßnahme teil und ist vier Tage die Woche jeweils drei Stunden im Jobcenter anwesend. In Heppenheim ist ein Gruppenraum mit 20 Computer-Arbeitsplätzen eingerichtet, an denen die Direktangebote von Arbeitgebern eingesehen werden können. Für jeden Teilnehmer stehen ein Internetzugang sowie eine intensive persönliche Betreuung bereit. Darüber hinaus können Arbeitssuchende in Zeitungsinseraten und Online-Jobbörsen recherchieren. In zwei Tagesschichten werden bis zu 40 Kunden betreut und beim gesamten Wiedereingliederungsprozess in den Arbeitsmarkt begeleitet.

Erfahrungsaustausch der Praktiker

Durch die qualifizierte Beratung und individuelle Förderung kann der Eigenbetrieb auf gute Erfolgsquoten verweisen: Seit Februar 2008 konnten 53 Prozent aller Teilnehmer in Arbeit vermittelt werden. In einer internen Erhebung gaben fast 90 Prozent der Teilnehmer an, dass sie durch die Einstiegsoffensive weder über- noch unterfördert wurden. “Unser Anspruch ist es, den Weg in Arbeit so einfach wie möglich zu machen”, so Coach Dieter Lohstroh-Kussowski vor Kollegen aus anderen hessischen Optionskommunen. Auf Einladung der Hessen Agentur waren 35 Teilnehmer aus 12 Landkreisen vor kurzem im Heppenheimer Jobcenter zu Gast, um sich aus erster Hand über die spezifischen Vermittlungsmaßnahmen zu informieren.

“Es geht um den Erfahrungsaustausch von Praktikern”, betonte Dr. Bernd Werner, bei der Hessen Agentur zuständig für die Bereiche Arbeitsmarkt und Qualifikation. Im Zentrum des Betriebsbesuchs standen der Dialog zwischen kommunalen Akteuren und die bedarfsgerechten Dienstleistungen vor Ort. Von Projektleiterin Christine Herzberg-Pirih erfuhren die Gäste Wissenswertes über die interne Verzahnung des offenen Konzepts, das direkt mit flankierenden Hilfen wie Arbeitgeber- und Bewerberservice verbunden ist. Wichtige Erfolgsfaktoren sind die Nutzung der Gruppendynamik, die angenehme Atmosphäre und die guten Kontakte zu regionalen Unternehmen. Durch eine Evaluierung in Kooperation mit den Kunden wird die Maßnahme kontinuierlich weiter entwickelt und ausgebaut.

Weitere Informationen beim Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße, Walther-Rathenau-Straße 2 in 64646 Heppenheim, Rufnummer 06252/15-6500, Telefax: 06252/15-6060 oder unter www.neue-wege-org

Zahl der Bedarfsgemeinschaften und Langzeitarbeitslosen fast konstant

„Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften ist trotz jahreszeitlich bedingter Einflüsse gegenüber dem Vormonat nahezu konstant geblieben“, teilt der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Thomas Metz mit. Im Oktober waren es 7.843 Bedarfsgemeinschaften im Kreis Bergstraße, im Monat November beläuft sich die Anzahl auf 7.836.

Ein Blick auf die Gesamtzahl der Langzeitarbeitslosen zeigt erfreulicher Weise einen leichten Rückgang von 5.093 (Oktober) auf 5.074 (November).

Insgesamt 144 Langzeitarbeitslose konnten im November in Voll- und Teilzeitarbeitsplätze vermittelt werden. Weitere 124 Hilfeempfänger haben sich zur Verbesserung ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt für eine Qualifizierungsmaßnahme entschieden. Besonders erfreulich ist dabei, dass im November noch acht Langzeitarbeitslose in eine betriebliche Ausbildung vermittelt werden konnten, nach dem das Ausbildungsjahr bereits im September begonnen hat.

„Gerade jetzt, wo häufig von Einstellungsstopp und Arbeitsplatzabbau die Rede ist, unternehmen wir besondere Anstrengungen, die Arbeitssuchenden zielgerichtet zu fördern. Mit unserer Einstiegsoffensive, abgestimmten Qualifizierungsmaßnahmen und einer persönlichen Betreuung bieten wir „Hilfe zur Selbsthilfe“, um einen dauerhaften Arbeitsplatz finden zu können“, ergänzt Eigenbetriebsleiter Rainer Burelbach.

Kreis Bergstraße (kb.)