Netzwerk vor Ort aufbauen

Berichterstattung des Starkenburger Echos vom 27.08.2010

Berufsbildungswerk eröffnet ein Zentrum zur Arbeitsintegration – Optimaler Standort für die Einstiegsoffensive

BIRKENAU. Der 53-Jährige hätte sich vor zwei Jahren nicht vorstellen können, dass er länger als drei Monate arbeitslos ist. Als er bei seiner alten Firma aufhörte, dachte er, sofort wieder als Werksleiter Arbeit zu finden. Doch nun ist er schon länger als ein Jahr ohne Arbeit und seit einer Woche täglich bei der Einstiegsoffensive Birkenau. Dort recherchiert er nicht nur nach freien Stellen, sondern kann sich mit den anderen Teilnehmern austauschen. Gegenseitig motivieren sie sich, erzählen über ihre Erfahrungen und erhalten von den beiden Coaches individuelle Unterstützung.

Die Einstiegsoffensive Birkenau öffnete im Juli in der Kreuzgasse ihre Pforten. Knapp zwei Wochen vorher hatte der Träger, das SHR Berufsbildungswerk Neckargemünd (BBW), erfahren, dass der Kreis Bergstraße das BBW mit dem Projekt zur Arbeitsintegration beauftragt. Die modern und atmosphärisch eingerichteten Räume werden gut von den Arbeitssuchenden angenommen, die gern herkommen, um zielgerichtet nach neuen Arbeitsplätzen zu suchen. Kontakt Telefon 06201 9808322

Seit Beginn betreuen Rita Briscoe und Beate Linke die Teilnehmer. Sie beleuchten mit jedem Einzelnen seine persönliche Ausgangssituation, arbeiten die sozialen, fachlichen und persönlichen Kompetenzen heraus und klären individuelle Ressourcen. Das Team unterstützt beim Abbau von Vermittlungshemmnissen und baut wichtige Netzwerke zu potenziellen Arbeitgebern auf. Den Teilnehmern begegnet ein wertschätzender Umgang und klare Ziellinien.

Bei der offiziellen Eröffnung hob der Erste Beigeordnete des Kreises Bergstraße, Thomas Metz, das Flächenangebot des Eigenbetriebs ,,Neue Wege” hervor, der inzwischen durch Jobcenter und Bildungsmaßnahmen an 15 Standorten präsent ist. Die Einstiegsoffensive sei das jüngste Projekt, mit dessen Ausweitung auf vier Standorte das BBW in den vergangenen acht Wochen 160 Plätze geschaffen habe. Er führte aus, dass Jobsucher in Gruppen von bis zu zwanzig Personen von zwei Coaches acht Wochen lang betreut werden. Metz kündigte an, dass von Mitte 2010 bis Mitte 2011 über 1000 Menschen im Kreis an der Einstiegsoffensive teilnehmen werden.

Der Betriebsleiter von Eigenbetrieb ,,Neue Wege”, Rainer Burelbach, machte dem Coaching-Team ein Kompliment für die gute Erstbelegung nach dem Projektstart. Von 22 Teilnehmern konnten neun in den ersten Arbeitsmarkt und einer in Ausbildung vermittelt werden; damit sei für fast die Hälfte, das Ziel einer dauerhaften Vermittlung erreicht worden.

Bei der Zweitbelegung sind noch Plätze frei. Burelbach hoffte, dass sich dies ändert: ,,Wir arbeiten an einer vollen Auslastung”. Wichtig für diesen Standort sei die öffentliche Erreichbarkeit, betonte er, da neben dem Jobcenter in Mörlenbach das Viernheimer Jobcenter Arbeitssuchende nach Birkenau verweise. Die hervorragende Qualität an den Standorten Hirschhorn, Wald-Michelbach und Fürth und deren gute Erfahrungen bei der Vermittlung, habe zur Entscheidung für Birkenau als weiteren Standort geführt. Eine Aufgabe sieht Burelbach darin, mit den regionalen Arbeitgebern in Verbindung zu treten und noch bessere Netzwerke vor Ort zu schaffen. Mit der Einladung an die politischen Gremien und Gewerbetreibende, ,,hier vorbei zu schauen, wir sind eine offene Veranstaltung”, machte er den Anfang für ein lokale Netz.

Die Projektkoordinatorin des Berufsbildungswerks, Cornelia Honig, skizzierte den Ansatz der Einstiegsoffensive, zu der eine enge Anbindung an ,,Neue Wege“und eine stete Zusammenarbeit mit den Fallmanagern gehöre. Das gute Vermittlungsergebnis bestätige dieses Vorgehen. Für noch nicht Vermittelte werde die Möglichkeiten ausgelotet, welche Qualifizierungsangebote und Netzwerke ,,Neue Wege” nach der Einstiegsoffensive anbietet. Honig schilderte, was täglich konkret passiert.

In den gruppendynamische Prozessen und Gesprächen machten sich die Arbeitssuchenden gegenseitig Mut, motivierten und unterstützten sich. Die unterschiedlichen Qualifikationen vom Angelernten bis zu Studierenden wirkten sich vorteilhaft auf das gemeinsame Arbeitsklima und den Wissensaustausch in selbst organisiert Workshops aus. Es sei eine Herausforderung für alle, sich selbstständig zu erarbeiten, wo er oder sie Stellen suchen kann: ,,Ihr Job ist es, eine Arbeit zu finden.”

In persönlichen Gesprächen arbeiten Briscoe und Linke die häufig anzutreffende anfängliche Skepsis auf. Sie arbeiten in den acht Wochen mit den Jobsuchern deren Talente heraus, die sie für einen neuen Arbeitsplatz brauchen. Eine klare Rückmeldung der Teilnehmer laute schon jetzt: ,,Die Dauer ist zu kurz”.

Der Birkenauer Bürgermeister Helmut Morr freute sich, dass die Einstiegsoffensive an dieser historischen Stätte arbeitet. Das Gebäude habe Jahrzehnte den Ortskern geprägt. Er erhoffte sich von der sinnvollen Einrichtung einen Beitrag zur Belebung des Ortskerns. ,,Dieser optimale Standort mit kurzem Weg zum Bahnhof hat positive Voraussetzungen, dass das Konzept aufgeht, Menschen bei der Stellensuche weiterzuhelfen.” Er wünschte dem Team Erfolg und den anwesenden Arbeitssuchenden eine Stelle.

Rita Briscoe und Beate Linke wollen den Kontakt mit der Wirtschaft aufnehmen, um ein lokales Netzwerk für die Arbeitssuchenden aufzubauen. Sie suchen lokale und regionale Arbeitgeber – vom Einzelunternehmen bis zum Mittelstand – die aktuell oder zukünftig Arbeitsplätze zur Verfügung stellen können. Arbeitgeber profitieren davon, dass sie nicht zehn oder mehr Bewerbungen auf dem Schreibtisch haben, sondern mit einzelnen ausgewählten Jobsuchenden in direkten Kontakt kommen.

Hand in Hand mit Kommune

EINSTIEGSOFFENSIVE Neue Wege durch Tertia-Vermittlungsagentur auch in Lorsch präsent

Berichterstattung der Lampertheimer Zeitung von 18.08.2010

Mit der Tertia-Vermittlungsagentur ist der Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße jetzt im Rahmen seiner Einstiegsoffensive auch in der Klosterstadt Lorsch präsent. Neben den vier Job-Centern sind entsprechende Maßnahmenträger noch in Bensheim, Birkenau und im Lautertal vor Ort tätig, die rund um die Themen Stellensuche und Personalauswahl Arbeitnehmern und Arbeitgebern ein breites Dienstleistungsangebot bieten. Insgesamt stehen im Kreisgebiet jetzt 320 Plätze für die Schulung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen zur Verfügung.

Die Einstiegsoffensive ist ein Direktangebot für Langzeitarbeitslose. In Kleingruppen von bis zu 20 Personen werden die Teilnehmer acht Wochen lang von erfahrenen Coaches intensiv bei der Suche nach Arbeits- und Ausbildungsplätzen betreut.

Erster Kreisbeigeordneter Thomas Metz dankte der Stadt Lorsch, die durch Bürgermeister Klaus Jäger bei einem Besuch vertreten war, für die vorbildliche Unterstützung bei der Realisierung des Vorhabens. Im Rahmen einer Ausschreibung habe man sich beim Eigenbetrieb für die jetzt erstmals für den Kreis tätige Tertia-Gruppe entschieden, die seit 1973 ein bewährter Partner in der Arbeitsvermittlung sei. Hand in Hand mit der Kommune wolle man die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit nach der Neuregelung der Hartz-IV-Gesetzgebung gemeinsam auch über das Jahr 2010 hinaus angehen.

Bürgermeister Jäger sieht dank der in Räumen der Lorscher Volksbank untergebrachten Einrichtung kurze Wege für die in Lorsch und Umgebung von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen und erhofft sich mittelfristig auch eine finanzielle Entlastung für Kommune und Kreis, wenn die Vermittlungstätigkeit erfolgreich verlaufe.

Eigenbetriebsleiter Rainer Burelbach, der in Begleitung von Projektleiterin Frau Herzog-Pirih und der für Lorsch zuständigen Fallmanagerin Frau Iwanowitsch zum Besuch erschienen war, bezeichnete die in Lorsch seit 1. Juni geleistete Arbeit durch den Maßnahmenträger als erfolgreich. 55 Personen seien seither betreut worden, von denen zehn mit Arbeitsvertrag in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden konnten. Für sieben weitere Personen würden derzeit Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt und 38 Personen seien noch in dem achtwöchigen Programm der Einstiegsoffensive – vier Tage pro Woche zu je vier Stunden – tätig.

Im Gespräch schilderten die in der Einrichtung tätigen Jobcoaches Sonja Dienelt, Roland Czaja und Barbara Fröhlich die seit kurzem angelaufene Arbeit mit den Kunden der Vermittlungsagentur, die sich nach dem Motto „Ihr Job ist es, Arbeit zu finden“ bereitwillig und in guter Atmosphäre betätigen. Bewerbungsmappen werden zusammengestellt, bei Firmen wird telefonisch und schriftlich wegen eines Jobs angefragt und an Vorstellungsgesprächen wird teilgenommen.

Spitzenplatz in Hessen verteidigen

Berichterstattung aus der Lampertheimer Zeitung

(udi). Die Mitglieder des Arbeitskeises Arbeit, Familie und Gesundheit der CDU-Landtagsfraktion haben sich beim Eigenbetrieb Neue Wege und im Job-Center Heppenheim über die Potenziale aktivierender Arbeitsmarktpolitik informiert. Hintergrund ist die vor kurzem auch durch den Bundesrat beschlossenen Bestandsgarantie für die bestehenden Job-Center und der Erwartung, dass durch die erfolgte Neuregelung in Hessen drei weitere dieser kommunalen Einrichtungen gegründet werden können. Mit dabei waren auch die zuständige Staatssekretärin Petra Müller-Klepper und der Bergsträßer CDU-Landtagsabgeordnete Peter Stephan (Mörlenbach).

Die Arbeit des Eigenbetriebs skizzierte Arbeitskreisvorsitzender Landtagsabgeordneter Dr. Ralf-Norbert Bartelt zu Beginn des zweistündigen Besuchs. Er betonte, dass es Ziel seiner Fraktion sei, die 2005 begonnene Arbeit zur Wiedereingliederung der Langzeitarbeitslosen Hand in Hand fortzusetzen und weiter auszubauen.

Erster Kreisbeigeordneter Thomas Metz und Eigenbetriebsleiter Rainer Burelbach zeigten die Arbeit der insgesamt 160 Mitarbeiter in den vier in allen Regionen des Kreises bestehenden Job-Centern auf. Derzeit werden im Kreisgebiet 8 000 Bedarfsgemeinschaften mit 11 450 erwerbsfähigen Hilfebedürftigen betreut. Die Regelleistungen sind von 2006 bis 2009 um acht Millionen Euro zurückgegangen. Stärker zu Buch schlagen die Kosten der Unterkunft, die durch die gestiegenen Nebenkosten einen überproportionalen Anstieg der Belastung des Kreises aufzeigten.

Gute Erfahrungen habe man im Kreis mit einer täglich aktualisierten Aufstellung mit allen freien Stellen gemacht. Die Betreuung der Arbeitslosen und die Leistungsgewährung aus einer Hand durch die Fallmanager verkürze die Beratungszeit und ermögliche in Kombination der vorhandenen Schuldnerberatung den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zu den Hilfe suchenden Menschen.

Die konsequente Eigenverantwortung und Eigeninitiative der Kunden bei der Arbeitssuche werde in der Einstiegsoffensive gefördert. Durch einen Arbeitgeberservice und die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung des Kreises konnten so beispielsweise im Jahr 2008 von 1 134 Teilnehmern 52 Prozent in den ersten Arbeitsmarkt erfolgreich vermittelt werden.

In einem Projekt für Alleinerziehende an vier Standorten mit 78 Teilnehmern werden Hilfen für die aktuelle Lebenssituation, die Berufs- und Ausbildungsorientierung bis hin zu sachgerechten Lösungen für die Kinder angeboten. Älteren Langzeitarbeitslosen steht der Beschäftigungspakt „Pro Arbeit 50 plus“ zur Verfügung. In 15 Kommunen des Kreises bilden verschiedene Maßnahmenträger individuelle Bildungsmaßnahmen an für die Betroffene Bildungsgutscheine erhalten.

Erster Kreisbeigeordneter Thomas Metz unterstrich, dass der Kreis Bergstraße die Arbeit im Eigenbetrieb Neue Wege als gestaltende Aufgabe für die Langzeitarbeitlosen ansehe und durch Ausbau der Hilfsangebote seinen Spitzenplatz in Hessen verteidigen wolle. Für die Landesregierung erklärte Staatssekretärin Müller-Klepper, dass das Land bei der Weiterentwicklung der Strukturen und der Instrumente weiterhin Hilfe gewähren werde und die Partnerschaft mit den Optionskommunen ausbauen werde.