Neue Wege meldet Tiefstwerte: Zahl der Arbeitslosen weiter gesunken

Der Trend auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Bergstraße ist weiterhin positiv: Im Monat September wurden von den Fallmanagern des kommunalen Jobcenters Neue Wege 37 Haushalte (6.772) und 45 Arbeitslose (3.817) weniger als noch im Monat August (6.809/3.862) betreut. Die Zahl der Familien in Grundsicherung (Bedarfsgemeinschaften) sowie der Arbeitslosen befindet sich somit auf einem Allzeittief.
Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Mitarbeiter des kommunalen Jobcenters diesen Monat insgesamt 120 Arbeitssuchende in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vermitteln konnten. Weitere 1.076 Personen nehmen momentan an Maßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt teil.
„Die Vermittlungszahlen bei den jugendlichen Arbeitslosen sind besonders erfreu-lich: Im September schafften so viele Jugendliche wie noch nie seit Bestehen des Eigenbetriebes den Sprung in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis. Waren im August noch 86 junge Menschen ohne Arbeit, sind es diesen Monat noch 64 – ein Rückgang um 22 Personen. Die gute Vernetzung unserer U 25-Fallmanager mit den regionalen Unternehmen und Trägern zahlt sich aus“, so Betriebsleiter Stefan Rechmann.

Bildungspaket von Neue Wege mit eigener innovativer Homepage

Wer ist berechtigt? Was bekomme ich? Wie und wo stelle ich meinen Antrag? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um Leistungen für Bildung und Teilhabe finden Interessierte ab sofort auf der neuen nutzerfreundlichen Homepage von Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter-. (http://bildungspaket.neue-wege.org)

„Das Internet ist heutzutage der meistgenutzte Informationskanal. Umso wichtiger ist es das Thema Bildungs- und Teilhabepaket leicht und überschaubar aufzubereiten. Die neue zeitgemäße Optik und der vereinfachte Zugang zum Inhalt waren uns deshalb bei der Gestaltung der Webseite wichtig. Eine Neuheit ist auch das Registrierungsformular für unsere Kooperationspartner die Leistungen zur Teilhabe anbieten, beispielsweise Vereine: Eine Online-Registrierung ermöglicht die Präsentation der von ihnen angebotenen Leistungen mit genauer Beschreibung und Fotos. Interessierte haben so auch die Möglichkeit, den passenden Verein für ihr Kind über unsere Homepage zu finden“, erklärt der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Thomas Metz.

Das umfassende Informationsangebot auf der neuen Webseite enthält neben der Auflistung der Leistungsberechtigten eine Übersicht über alle Angebote des Bildungspaketes bereit. Einfach und schnell können nun mit wenigen Klicks bequem von zu Hause aus die gewünschten Informationen beschafft werden: Alle aktuellen Formulare, Hinweise für Lehrer und Schulen sowie Abrechnungsformulare für Anbieter stehen zum Download bereit. Was viele nicht wissen: Neben Beziehern von Sozialleistungen (Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter, Leistungen nach dem SGB XII oder Asylbewerberleistungsgesetz, Wohngeld oder Kinderzuschlag) können beispielsweise auch Geringverdiener ihren Anspruch auf Leistungen des Bildungspaketes prüfen lassen.
Die Leistungen für Bildung und Teilhabe gliedern sich in ein Schulbasispaket, Lernförderung, Teilhabe an Sport und Kultur sowie Gemeinschaftliches Mittagessen. Schülerinnen und Schüler unter 25 Jahren, die eine allgemein- oder berufsbildende Schule besuchen, haben Anspruch auf das Schulbasispaket, welches die Kosten für Schulbedarf, Klassenfahrten, Ausflüge und Beförderungskosten wie beispielsweise das Maxx-Ticket abdeckt. Ebenfalls übernommen werden Kosten für Ausflüge von Kindern, die eine Kindertageseinrichtung besuchen. Jugendliche, deren Versetzung gefährdet ist, haben die Möglichkeit ihre Defizite mit Lernförderung in Form von Nachhilfe aufzuholen. Einen Anspruch auf Teilhabe an Sport und Kultur haben die unter 18-Jährigen: 10 Euro pro Monat stehen zur Verfügung, um Freizeitaktivitäten wie Musik, Sport und Spiel in Vereinen und Gruppen möglich zu machen.
Das Essensangebot in Schulkantinen oder Kindergarten kann mit einem Euro Eigenbeteiligung genutzt werden.

Weiter Informationen sowie Antragsformulare erhalten Interessierte unter http://bildungspaket.neue-wege.org, in allen Servicepoints von Neue Wege -Kommunales Jobcenter- sowie in der Kreisverwaltung des Kreises Bergstraße. In den genannten Anlaufstellen liegen ebenfalls Informationsbroschüren zum Bildungspaket aus. Bei Fragen helfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Teams Bildungspaket auch unter der Telefonnummer 06252 / 156051 während der Sprechzeiten weiter. (Sprechzeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag von 9:00 bis 11.30 Uhr sowie von 13.00 bis 15.00 Uhr. Freitags von 09.00 und 11.30 Uhr.)

Perspektive Erzieher/in: Neue Wege bietet mit Ausbildung Sprungbrett in die Arbeitswelt

Der Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- bietet in Kooperation mit dem Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis in Michelstadt und der Alice-Eleonoren-Schule in Darmstadt eine Ausbildung zur staatlich geprüften Erzieherin und zum staatlich geprüften Erzieher an. Das kommunale Jobcenter reagiert mit diesem Angebot auf die gegenwärtigen Entwicklungen: Aktuelle Auswertungen zeigen, dass gerade viele Einrichtungen im sozialen Bereich händeringend nach gut ausgebildeten Fachkräften suchen. Laut Bertelsmann-Stiftung fehlen in Deutschland noch 42.000 Fachkräfte und etwa 260.000 Betreuungsplätze.
„Die Frage, welche Berufswahl die richtige ist, stellt sich jedem im Leben – die Wahlmöglichkeiten sind vielfältig. Wer sich heute für eine Laufbahn entscheidet, will auch wissen, wie die Chancen stehen, später tatsächlich eine Stelle im gewählten Bereich zu finden“, erklärt der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Thomas Metz.
Ob mit Senioren arbeiten, mit Kindern, mit Menschen mit Behinderungen oder aus anderen Kulturkreisen, die Tätigkeiten im sozialen Bereich sind abwechslungsreich und doch haben sie eines gemeinsam: Sie bieten gute Aussichten Arbeit zu finden.
„Wer eine qualifizierte Berufsausbildung mit günstigen Perspektiven sucht, ist deshalb mit einem Job im sozialpädagogischen Bereich gut beraten. Um eine flächendeckende Betreuung sichern zu können, werden mehr Erzieherinnen und Erzieher benötigt – ein Job mit Zukunft“, ist sich Thomas Metz sicher.
Die Ausbildung Erzieher/in ist in Michelstadt in Vollzeit über drei Jahre und für Erwachsene mit einschlägiger beruflicher Vorerfahrung als verkürzte Ausbildung über zwei Jahre möglich. In Darmstadt besteht neben der dreijährigen Vollzeitausbildung die Möglichkeit eine vierjährige Teilzeitausbildung zu absolvieren. Ein einjähriges Berufspraktikum in einer sozialpädagogischen Einrichtung ist in den Voll- und
Teilzeit-Ausbildungsgängen verpflichtend. Die Klassen sind jeweils auf maximal 25 Personen begrenzt. Bei Interesse überprüft der betreuende Fallmanager von Neue Wege gemeinsam mit dem Interessenten intensiv dessen Eignungsfähigkeit. Liegen die Voraussetzungen für die Ausbildung vor, folgt die Bewerbung beim Ausbildungsträger. Durch ein weiteres Auswahlverfahren werden dann geeignete Personen, die die Zugangsvoraussetzungen erfüllen, ermittelt. Deren Ausbildung kann über einen sogenannten Bildungsgutschein von Neue Wege finanziert werden kann. Diese Bescheinigung über die Kostenübernahme ist bei dem jeweiligen Ausbildungsträger einzulösen. Im Rahmen der Förderung benachteiligter junger Menschen haben zudem weitere sechs Personen die Möglichkeit eine Teilzeitausbildung zu absolvieren.
Nähere Informationen über die Zugangsmöglichkeiten zum Ausbildungsbeginn 2013 sind im Eigenbetrieb Neue Wege über den Bereich Förderinstrumente erhältlich (06252 / 156024, Herr Strößinger).
Thomas Metz verdeutlicht: „Gerade für Alleinerziehende oder Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen kann beispielsweise die Teilzeitausbildung eine neue Chance für einen Einstieg ins Berufsleben sein. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt diese Menschen vor besondere Herausforderungen – junge und allein erziehende Mütter haben es im Vergleich zu anderen Bewerbern in der Regel schwerer, geeignete Ausbildungs- oder Arbeitsplätze zu finden“.

„Ich habe nie aufgegeben und immer an mich geglaubt!“ – Geglückter Wiedereinstieg ins Arbeitsleben mit Unterstützung von Neue Wege

Ralf M. hat sein Ziel erreicht: Er arbeitet seit 2008 wieder erfolgreich, seit einiger Zeit bei einem großen Chemiekonzern im Rhein-Main Gebiet. Diese Entwicklung war für den 48-jährigen, der an der Bergstraße aufwuchs und jetzt in Mannheim lebt, zuvor nicht absehbar. Ein Interview mit Ralf M., der seit vier Jahren wieder in Arbeit ist.

Wie ist Ihr Werdegang und wie kam es dazu, dass Sie Ihren Job verloren haben?

Nach Abitur und abgebrochenem VWL-Studium hatte ich zunächst einen Gelegenheitsjob und landete letztendlich bei einer großen Zeitung im Frankfurter Raum. Dort schnupperte ich in den Bereich Neue Medien herein und arbeitete nach einer Einarbeitungsphase „ungelernt“ als Mediengestalter. Heute kann man eine Ausbildung zum Mediengestalter machen, damals gab es diese Tätigkeit leider nicht als Lehrberuf. Dementsprechend habe ich keine abge-schlossene Ausbildung. Nach einem Wechsel zu einer privaten Produktionsfirma machte ich mich als Mediengestalter und Cutter sehr erfolgreich für mehrere Jahre selbstständig. Nach und nach merkte ich aber, dass mir vor allem der IT-Bereich, in dem ich sehr fit war, gefiel und ich Lust hatte, mich umzuorientieren. Die Fähigkeiten hatte ich mir alle selbst angeeignet, also hatte ich wieder keinen Nachweis über meine Qualifikationen. Ich bewarb mich bei Siemens und konnte dort auch ohne IT-Ausbildung eine Stelle ergattern und beendete meine Selbstständigkeit. Nach einigen Arbeitsjahren folgte der Wechsel zu einer anderen Firma, dort erhielt ich leider nach ein paar Monaten eine betriebsbedingte Kündigung. Ich fand allerdings auf eigene Faust wieder eine neue Anstellung – leider folgte nach 1,5 Jahren erneut eine betriebsbedingte Kündigung. Nun versuchte ich es mit der Selbstständigkeit im IT-Bereich – musste diese aber nach einigen Monaten beenden. Dann stand ich da und bin in ein richtiges Loch gefallen, Arbeit weg und während dieser Zeit ging auch noch meine Ehe in die Brüche. Mir blieb nichts anderes übrig – ich musste mich beim Arbeitsamt melden.

Wie sind Sie mit der Arbeitslosigkeit bzw. dem Fall in Hartz IV umgegangen?

Während des Bezuges von Arbeitslosengeld konnte ich mich zu nichts aufraffen und hatte keinerlei Motivation mich um eine neue Stelle zu kümmern. Ich hatte mein Leben lang gear-beitet und es nie für möglich gehalten, dass es mich mal erwischen würde mit der Arbeitslo-sigkeit – mir ging es richtig schlecht. Zwar lieferte ich die vorgeschriebene Anzahl an Bewer-bungen beim Amt ab, wurde aber nie zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. So verging ein Jahr und es kam, was kommen musste: Der Übergang in die Langzeitarbeitslosigkeit. Lang-sam merkte ich, es kann so nicht weiter gehen und ich kann mich nicht weiter hängen lassen. Ich wollte wieder arbeiten und schrieb mit neuer Motivation zahlreiche Bewerbungen. Meine Bemühungen waren aber leider nicht von Erfolg gekrönt, ich wurde wieder zu keinem Vorstellungsgespräch eingeladen. An der Qualität der Anschreiben konnte es eigentlich nicht liegen, diese waren gemeinsam mit Mitarbeitern des Jobcenters Heppenheim vorbereitet worden. Also konnten es nur die fehlenden Qualifikationsnachweise sein und vielleicht das Alter, ich war ja schon über 40. Da hab ich mir gesagt: Du musst etwas tun – es muss etwas Belegbares, ein Qualifikationsnachweis her, sonst wird das nichts mit einem Job.

Was haben Sie unternommen, um wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen?

Ich habe mich über verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten informiert und mich mit mei-nem Fallmanager zusammen gesetzt und überlegt, in welche Richtung es gehen soll. Ich wusste, wenn ich jetzt nichts unternehme, werde ich nie wieder eine Chance auf dem Ar-beitsmarkt haben. Nach Prüfung durch das kommunale Jobcenter Bergstraße wurde mir eine Weiterbildung zum Microsoft Certified System Engineer (MCSE) genehmigt. Ich war mit Eifer bei der Sache und hab nie den Glauben daran verloren, wieder für mich selbst sorgen und ein Leben fern von Sozialleistungen führen zu können. Auch den Dozenten fiel meine Motivation und Einsatzbereitschaft auf – ich wurde angesprochen, ob ich nicht nach Ende der Qualifizierung als Dozent arbeitet möchte. Klar wollte ich das – ich freute mich sehr! Nach zehn Monaten bestand ich alle Abschlussprüfungen und auch noch die Linux-Weiterbildung erfolgreich. Anfang 2008 hatte ich es dann geschafft – ich hatte endlich wieder einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Ab diesem Zeitpunkt ging es aufwärts, ich konnte mein Leben wieder selbst bestimmen und konnte mir wieder das ein oder andere gönnen. Nach drei Jah-ren hatte ich Lust meine als Dozent eher theoretisch angewendeten Kenntnisse in die Praxis umzusetzen: Ich wechselte 2011 zu einem Chemiekonzern in Ludwigshafen und arbeite seit dem im IT-Security Bereich. Ich habe meine Bestimmung gefunden!

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Jobcenter gemacht?

Bei mir war die seelische Belastung enorm. Manchmal wusste ich nicht weiter und hatte so manche Durststrecke. Neue Wege hat mich in dieser schweren Zeit sehr gut betreut und mir geholfen vorwärts zu kommen. Jeder Hartz IV-Empfänger sollte überlegen, ob Sozialleistun-gen auf Dauer das Leben bestimmen sollen. Keine Situation ist ausweglos, mit Mut und Willen gibt es immer eine Lösung! Die Leute müssen zu schätzen wissen, was sie bekommen. Wenn Qualifikationen beispielsweise abgebrochen werden, kann ich das nicht verstehen. Ein solches Angebot ist immer eine Chance und sollte als solche erkannt werden. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass man nach einer Weiterbildung wieder einen Einstieg in den Ar-beitsmarkt findet. Ohne Neue Wege und die Unterstützung meines Fallmanagers wäre dies alles nicht möglich gewesen und ich wäre jetzt nicht da, wo ich jetzt bin. Es ist nicht alles rosarot, es kann auch schwer sein mit den Ämtern, auch das habe ich erlebt. Aber wenn man Eigeninitiative an den Tag legt, kann man mit Hilfe des Jobcenters etwas erreichen und sich aus der Situation „Hartz IV“ befreien.