Auswege aus der Schuldenfalle

KREIS BERGSTRASSE. Das kommunale Jobcenter unterstützt in vielen Fällen verschuldete Menschen und ist oft erster Ansprechpartner in dieser Situation. Der Eigenbetrieb Neue Wege setzt auf eine dezentrale Schuldnerberatung an vier Standorten Heppenheim, Mörlenbach, Bürstadt und Viernheim. Mitarbeiter der Beratungsstellen sind ohne lange Wartezeiten erreichbar, wie es in einer Presseerklärung heißt.

Endlich schuldenfrei. Das ist das Ziel vieler Menschen, denn laut Auswertungen des „Schuldneratlas 2012“ ist jeder zehnte Erwachsene in Deutschland überschuldet.
Oft sind es Ereignisse wie Trennung oder Erkrankung, vor allem aber der Verlust des Arbeitsplatzes, die schwierige finanzielle Situationen auslösen. Wer länger arbeitslos ist, rutscht zwar nicht zwangsläufig in die Schuldenfalle, jedoch ist laut Statistischem Bundesamt durch die Arbeitslosigkeit die Gefahr der Verschuldung erhöht und der häufigste Grund für einen finanziellen Absturz: 28 Prozent derjenigen, die 2010 eine Schuldnerberatung aufsuchten, sind aufgrund ihrer Erwerbslosigkeit in Finanznöte geraten. Zu Beginn ihrer Beratung hatten die Hilfesuchenden im Durchschnitt 34 000 Euro Schulden.

„Mit der wirtschaftlichen Not gehen oft Existenzängste einher. Auch der Verlust sozialer Kontakte und generell der Lebensfreude sind zu befürchten. Mit Schuldenproblemen belastete Menschen brauchen schnelle und professionelle Hilfe. Hier sind wir als kommunales Jobcenter gefragt, damit mit entsprechender Unterstützung die Rückführung in den Arbeitsmarkt gelingt“, so der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Thomas Metz (CDU). Der Beratungsbedarf ist groß: Die in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt, dem Caritasverband und dem Diakonischen Werk angebotenen Schuldnerberatungen wurden 2011 von 420 Personen in Anspruch genommen. 2012 nutzten bis einschließlich Oktober 337 Personen das Angebot. Nach Einschätzung von Dennis Götte, Schuldner- und Insolvenzberater bei der AWO Bergstraße , nimmt die Zahl der besonders beratungsintensiven Gespräche eher zu.
„Überschuldung resultiert in den meisten Fällen aus gravierenden Einkommensveränderungen bei gleichbleibenden Verpflichtungen. Hauptgründe dafür sind neben dem Arbeitsplatzverlust Trennung, Scheidung, Krankheit und häufig gescheiterte Selbstständigkeiten. Fast immer kommen die Leute jedoch erst dann zur Beratung, wenn es zu spät ist und sie die Schuldenlast erdrückt. Wünschenswert wäre, wenn wir Menschen schon zu Beginn einer finanziellen Krise, beratend zur Seite stehen können“, erklärt Dennis Götte.
„Die Schuldnerberatung ist wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Nur wenn diese Probleme angegangen und langfristig gelöst werden, ist die Rückkehr in den Arbeitsalltag wieder möglich“, sagt Metz über die Ziele von Neue Wege.

Starkenburger Echo, 28.12.2012

Nah am Menschen mit neuartigem Konzept: „eoPLUS“ – zurück ins Arbeitsleben trotz gesundheitlicher Einschränkungen

Bereits mit der sogenannten Einstiegsoffensive hat der Eigenbetrieb Neue Wege im Kreis Bergstraße erfolgreich Neuland betreten. Mit der sofortigen und intensiven Betreuung von Menschen, die ihre Arbeit verloren haben und vor der Langzeitarbeitslosigkeit stehen, hat das kommunale Jobcenter gute Erfolge gesammelt.

„eoPLUS“ – von „Einstiegsoffensive PLUS“ – geht nun einen Schritt weiter und bietet Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen unter dem Leitsatz „Jeder kann etwas“ zusätzliche Möglichkeiten zur erneuten Berufstätigkeit.

Im Sommer 2012 gestartet, sind bereits rund 100 Personen in die verschiedenen Phasen der eoPLUS eingebunden und die Projektverantwortlichen konnten erste Erfahrungen sammeln. Anlass für den Ersten Kreisbeigeordneten und Sozialdezernenten Thomas Metz mit Betriebsleiter Stefan Rechmann eoPLUS in der Walther-Rathenau-Straße 21 in Heppenheim zu besuchen und sich mit den Verantwortlichen und kooperierenden Trägern auszutauschen.

„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben eoPLUS überwiegend gut
aufgenommen, die Resonanz ist positiv. Für Personen mit mehrfachen Hemmnissen ist der Wiedereinstieg in die Berufstätigkeit eher schwierig. Vor allem gesundheitliche The-men stehen im Vordergrund. Wir bieten mit eoPLUS in Kooperation mit Experten aus der medizinischen-, psychologischen- und beruflichen Diagnostik und Rehabilitation gezielte Unterstützung an. Die Arbeit mit den Kunden ist anspruchsvoll, das
eoPLUS- Team kommt mit unterschiedlichsten Situationen in Berührung. Diese reichen von chronischen Erkrankungen und körperlichen Einschränkungen bis hin zu Suchterkrankungen. Nicht wenige Besucher der Maßnahme haben aus verschiedensten Gründen ihre eigene Gesundheit ein wenig aus dem Blick verloren. Bei eoPLUS werden sie darin unterstützt, etwas für sich und ihren Gesundheitszustand zu tun. Arbeit, Wohlbefinden und Gesundheit sind eng miteinander verknüpft, hier kann bereits mit einfachen Mitteln viel bewirkt werden kann. Die angebotene Bewegungstherapie ist ein gutes Beispiel dafür. Es entwickelt sich eine neue Perspektive, die Lust auf Veränderung in allen Lebensbereichen entstehen lässt“, so Metz.

Betriebsleiter Stefan Rechmann ergänzt: „Das Konzept eoPLUS geht auf, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Wir setzen auf die Kooperation mit Ärzten,
Therapeuten, Krankenkassen, Rententrägen und den Unternehmern unserer Region. Vieles hierbei ist Neuland, manche Strukturen müssen sich noch festigen. Aber wir sind zuversichtlich, dass im Sinne unseres Ziels, nämlich Menschen mit eher schlechten Berufsaussichten eine echte Chance zu geben, eoPLUS ein Erfolgsmodell wird“.

eO-PLUS wird getragen von der SRH Berufliche Rehabilitation gGmbH Heidelberg und der Softdoor GmbH Heppenheim in Zusammenarbeit mit dem Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter-. In den ersten zwei Wochen der Maßnahme entwickeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit Ärzten, Coaches und Psychologen einen Gesundheits- und Integrationsplan, der in einer zweiten Phase umgesetzt wird. Wie kann ich meinen Gesundheitszustand verbessern? Wo finde ich die richtige Therapie, die mich weiterbringt? In welchem Arbeitsbereich kann ich trotz Einschränkungen tätig werden? Die Ergebnisse werden in einem Gesundheits- und Bewerbertagebuch festgehalten. Das Dokumentieren der Schritte gibt den Teilnehmern einen Überblick über bereits erreichte Ziel und weiteren Perspektiven.

Andreas Heck, Geschäftsführer der Softdoor GmbH Heppenheim erklärt: „Wir pflegen enge Kontakte zu den regionalen Unternehmern. Es ist leider nicht immer einfach, geeignete Bereiche zur Arbeitserprobung zu finden, da unsere Kunden zumeist keine schweren körperlichen Arbeiten verrichten können. Die besten Chancen für ein Praktikum ergeben sich zum Beispiel im Fenster- und Küchenbau, im KFZ-Bereich, im Wach- und Security-Dienst, in der Gastronomie und im Reinigungsgewerbe. Es gibt durchaus Vorbehalte bei den Arbeitgebern wegen der vorhandenen Einschränkungen bei den Einsatzmöglichkeiten. Hier setzt unsere Arbeit an, nämlich um Vertrauen zu werben. In der Praxis haben wir schon oft erlebt, dass sich Vorbehalte und Bedenken aufgelöst haben, wenn es tatsächlich zu einem Praktikum gekommen ist. Wir freuen uns über jeden Arbeitgeber, der unseren Kunden die Möglichkeit gibt, sich im Arbeitsalltag auszuprobieren und wir sind auch darauf angewiesen.“

Thomas Metz abschließend: „Die Vermittlung von Langezeitarbeitslosen tritt in eine neue Phase ein. Es ist Kreativität gefordert, das Arbeiten in Netzwerken und eine noch stärkere individuelle Betreuung. Damit ist durchaus ein höherer Aufwand ver-bunden, der sich aber lohnt. eoPLUS ist ein Schritt in die richtige Richtung“.