Erstes Fazit zum Bürgergeld fällt gemischt aus

Die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz und die Betriebsleitung des Kommunalen Jobcenters Neue Wege des Kreises Bergstraße ziehen vorläufige Bilanz

Die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz (Mitte) zog gemeinsam mit der Leiterin des Eigenbetriebes „Neue Wege – Kommunales Jobcenter“ Dr. Melanie Marysko (re.) und dem stellvertretenden Betriebsleiter Peter Schmiedel (li.) eine vorläufige Bilanz zum Bürgergeld.

Kreis Bergstraße (kb). Durch das so genannte Bürgergeld, wie die Leistungen nach dem SBG II nun heißen, haben sich auch für die  Arbeit des kommunalen Jobcenters „Neue Wege“ des Kreises Bergstraße Veränderungen ergeben. Dies auch deshalb, weil die Bundesregierung die Mittel für Eingliederungsmaßnahmen stark gekürzt hat. Hier stehen dem Kreis nun knapp 700.000 Euro weniger für das Jahr 2023 zur Verfügung, während die Zahl der Bedarfsgemeinschaften stark gestiegen ist. Dies ist für die für den Eigenbetrieb „Neue Wege Kreis Bergstraße – Kommunales Jobcenter“ zuständige Dezernentin Diana Stolz völlig unverständlich. „Auf der einen Seite will man beim Bürgergeld mehr Wert auf Qualifizierung legen, auf der anderen Seite kürzt man die Mittel dafür. Das ist widersprüchlich“, so die Erste Kreisbeigeordnete. Die erste Bilanz fällt daher auch zwiespältig aus. „Einen Teil der Neuerungen, wie die Möglichkeiten Langzeitarbeitslose an den Arbeitsmarkt heranzuführen und das Coaching begrüßen wir. Solche Maßnahmen, haben wir teils bereits seit längerem in unserem Portfolio und es ist gut, wenn diese nun überall genutzt werden“.

Andere Veränderungen sehen Stolz sowie die Leitung des Eigenbetriebes „Neue Wege“, Leiterin Dr. Melanie Marysko und der stellvertretende Leiter Peter Schmiedel, kritischer. Dazu zählt die Abschaffung des Vermittlungsvorranges. Mit Einführung des Bürgergeldes ist die Vermittlung in Arbeit nicht mehr vorrangig zu betrachten, sondern Weiterbildung und Qualifikation treten in den Mittelpunkt. „Wir vertreten die Auffassung, dass die Vermittlung weiterhin eine wichtige Rolle spielen muss, denn für eine Integration in die Gesellschaft ist das Ausüben einer beruflichen Tätigkeit von großer Bedeutung. Für viele unserer Kundinnen und Kunden kommt auch aufgrund der mitgebrachten Voraussetzung eine Qualifikation nicht in Betracht. Vielmehr geht es in diesen Fällen um die Aktivierung und die Heranführung an den Arbeitsmarkt“, so Dr. Marysko.

Die Umstellung auf das Bürgergeld bindet zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen des Kommunalen Jobcenters. Bereits der Übergang der geflüchteten Menschen aus der Ukraine in den Bürgergeldbezug hat das Arbeitspensum der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enorm erhöht. Die Fallzahlen (Anzahl der Bedarfsgemeinschaften) bei Neue Wege sind im Januar 2023 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 30 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat die Bundesregierung aber auch die Mittel für das Personal bislang nicht erhöht.

Das Kommunale Jobcenter rechnet damit, dass durch die ab 01.07. vorgesehene Erhöhung von Freibeträgen bei den unter 25-Jährigen die Motivation steigen wird, eine Ausbildung zu beginnen. Gleichzeitig rechnet man aber auch hier durch die Änderung mit einem weiteren Zuwachs an Kundinnen und Kunden. Denn durch die Erhöhung der Ausbildungsfreibeträge müssen die Auszubildenden einen deutlich kleineren Teil ihres Einkommens für ihre jeweilige Bedarfsgemeinschaft zur Verfügung stellen, dieser Teil wird durch das Bürgergeld aufgefangen. Dies könnte dafür sorgen, dass zusätzliche Bedarfsgemeinschaften künftig einen Anspruch auf Bürgergeld haben.

„Ich bin allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jobcenters sehr dankbar für ihren Einsatz für Arbeitsuchenden im Kreis. Ich habe unser Jobcenter immer als eines erlebt, dass die Menschen in den Mittelpunkt stellt und Hilfe zur Selbsthilfe gibt. Daher fand ich manche Debattenbeiträge im Vorfeld der Einführung des Bürgergeldes, in denen der Eindruck erweckt wurde, Jobcenter würden die Menschen drangsalieren, sehr befremdlich. Diese Diskussion hätte differenzierter geführt werden müssen“, so die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz. Die Möglichkeit weiter Leistungskürzungen als Sanktion in bestimmten Fällen vornehmen zu können, begrüßt die Dezernentin: „Wir haben in unserem Jobcenter schon immer einen sehr sparsamen Umgang bei der Verhängung von Sanktionen gepflegt. Das sollte nicht leichtfertig ausgesprochen werden. Unsere Sanktionsquote lag zuletzt weit unter 0,5 Prozent. Trotzdem ist es für die Motivation eines kleinen Prozentsatzes der Kundinnen und Kunden wichtig, dass alleine die Möglichkeit bestehen bleibt, dieses Instrument anzuwenden.“

Im März waren im Landkreis Bergstraße 6.152 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen damit gefallen (Februar 2023: 6.185). Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 33 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,2 Prozent. Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,2 Prozent, deutschlandweit bei 5,7 Prozent.

 

Unterstützung bei der Berufswahl: OloV sorgt für einen leichteren Übergang

Die neue Strategie in dem Berufsvermittlungs-Projekt für den Kreis Bergstraße wurde vorgestellt

Zahlreiche Menschen sind daran beteiligt, das Projekt OloV im Kreis Bergstraße mit Leben zu füllen. Karin Weißhaar und Hermann Riebel sind seitens der Kreisverwaltung die regionalen Koordinierenden.

Kreis Bergstraße (kb). Wie kann Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Übergang von der Schule in den Beruf möglichst leicht gemacht werden? Wie können sie bei der Wahl des richtigen, für sie passenden Berufs unterstützt werden? In Hessen gibt es hierfür im Rahmen des Hessischen Paktes für Ausbildung das Projekt OloV – die „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule Beruf“.

Ziel des Projekts ist es, in regionalen Zusammenhängen – in diesem Fall dem Kreis Bergstraße – Strukturen zu stabilisieren und dauerhaft zu verankern, in denen Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf unterstützt werden. Durch Kooperation und Koordination der Ausbildungsmarkt-Akteure sollen junge Menschen schneller und individuell passender in Ausbildung vermittelt werden.

An der Umsetzung der OloV-Strategie wird im Kreis Bergstraße seit 2009 gearbeitet, sie wird zudem in regelmäßigen Abständen verbessert und angepasst. Kürzlich stellten Landrat Christian Engelhardt, die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz sowie Vertreterinnen und Vertreter der an der regionalen Steuerungsgruppe beteiligten Institutionen – Staatliches Schulamt, Agentur für Arbeit, Handwerkskammer, Industrie und Handelskammer, Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände – die aktuelle regionale OloV-Strategie für den Kreis Bergstraße vor.

„Gerade im Angesicht des Fachkräftemangels, der unsere Gesellschaft noch lange beschäftigen wird, ist es wichtig, dass wir allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine hochwertige Berufsorientierung anbieten und mithelfen, dass jeweils passende Unternehmen und passende Schülerinnen und Schüler zueinander finden. Es ist notwendig, dass wir die Strategie in diesen von Umbrüchen geprägten Zeiten immer wieder anpassen. Dabei sind wir auf einem sehr guten Weg, das zeigt die hessenweit vergleichsweise sehr niedrige Arbeitslosenquote von Unter-25-Jährigen von knapp 2,5 Prozent in unserem Kreis“, sagt Landrat Christian Engelhardt. „Die Berufswahl ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben. Der Kreis Bergstraße steht jungen Menschen hierbei schon seit Jahren zur Seite. Die hessenweite OloV-Strategie ist ein wichtiger Teil dieses Engagements und ein wichtiger Baustein, damit Jugendliche eine Berufsfindungskompetenz aufbauen können“, so die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz.

Die regionale Strategie 2022-2024 für den Kreis Bergstraße beinhaltet vier Oberziele:

  • 1.         Die allgemeinbildenden Schulen in der Region gewährleisten qualitativ gute Berufs-und Studienorientierung in Zusammenarbeit mit den Agenturen für Arbeit und Dritten. Sie sensibilisieren die Schülerinnen und Schüler für ihren Berufsorientierungsprozess und vermitteln ihnen Berufswahlkompetenz. Dadurch sollen Schulabgänger und Schulabgängerinnen in die Lage versetzt werden, auf der Basis einer fundierten Einschätzung der eigenen Qualifikationen und Kompetenzen eine sachgerechte Entscheidung für die eigene Ausbildung zu treffen.
  • 2.         Alle allgemeinbildenden Schulen setzen fächerübergreifende Curricula zur Berufsorientierung um, die von den Schulgemeinden verabschiedet wurden und beim staatlichen Schulamt vorliegen. Die Curricula im gymnasialen Bildungsgang sind um die Berufs-und Studienorientierung ergänzt.
  • 3.         Junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf erhalten qualifizierte, individuelle Begleitung und Unterstützung im Berufsorientierungsprozess.
  • 4.         In der regionalen Öffentlichkeitsarbeit werden Chancen und Möglichkeiten des Bildungssystems und der dualen Ausbildung gezielt vermittelt. Die Gleichwertigkeit von beruflichen und akademischen Bildungsabschlüssen soll verdeutlicht werden.

In der OloV Steuerungsgruppe werden gemeinsam Zielsetzungen für den regionalen OloV-Prozess erarbeitet. Die Steuerungsgruppe entscheidet, an welchen Qualitätsstandards sie schwerpunktmäßig arbeiten will und welche Teilziele sie sich setzt. Dabei orientiert sie sich an den vorhandenen Ansätzen, Aktivitäten und Kooperationsstrukturen im Kreis Bergstraße. Seit 2017 werden die Zielsetzungen für den regionalen OloV-Prozess in einer regionalen Strategie gebündelt und vom Landrat, der Ersten Kreisbeigeordneten, den regionalen Geschäftsführenden der beteiligten Institutionen sowie den regionalen OloV Koordinatorinnen und -koordinatoren unterzeichnet.

OloV wird von allen Partnern des Hessischen Ausbildungspaktes getragen und von der Hessischen Landesregierung aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, des Hessischen Kultusministeriums und der Europäischen Union Europäischer Sozialfond gefördert.

Erfolgreiche, langjährige Tätigkeit beim Kreis Bergstraße

Landrat und Erste Kreisbeigeordnete verabschieden Gundra Simon in den Ruhestand


Nach mehr als 20 Jahren beim Kreis Bergstraße wurde Gundra Simon (Mitte) von der Ersten Kreisbeigeordneten und zuständigen Dezernentin für den Eigenbetrieb Neue Wege Diana Stolz und Landrat Christian Engelhardt in den Ruhestand verabschiedet.

Nach mehr als 40 Jahren im Berufsleben verabschiedeten Landrat Christian Engelhardt und Erste Kreisbeigeordnete und zuständige Dezernentin für den Eigenbetrieb Neue Wege, Diana Stolz, Gundra Simon in den Ruhestand. Simon war zuletzt Leiterin der Abteilung Förderinstrument beim Kommunalen Jobcenter Neue Wege.

Die gebürtige Berlinerin Simon absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau und arbeitete danach von 1979 bis 1983 in der kommunalen Wohnungs-Verwaltung von Berlin-Lichtenberg. Sie war zudem als Sachbearbeiterin im Bereich Lagerwirtschaft und von 1985 bis 1992 in der fliegertechnischen Versorgung und im Bereich Beschaffung bei der Bundeswehr tätig. Die Wahl-Heppenheimerin zog dann – vor über 20 Jahren – von Berlin an die Bergstraße. Im März 1993 begann Frau Simon ihre Karriere im Sozialamt des Kreises Bergstraße und übernahm 2004 die Teamleitung in der Abteilung Förderinstrumente im Eigenbetrieb Neue Wege. „Ein interessanter Lebenslauf, den der wohl verdiente Ruhestand krönt“, so Landrat Christian Engelhardt. Gemeinsam mit Diana Stolz überreichte er ein Präsent und dankte Gundra Simon für ihren Einsatz.

Paradigmenwechsel Bürgergeld: KJC-Philosophie setzt sich durch

Die Einführung des Bürgergeld-Gesetzes zum 01. Januar 2023 stellt die gravierendste Reform des deutschen Sozialstaats seit 2005 dar. Seit der Vorstellung der wesentlichen Eckpunkte des Bürgergeld-Gesetzes im Juli 2022 beschäftigen sich die hessischen Kommunalen Jobcenter (KJC) intensiv damit, wie sie die Reform umsetzen.

Einerseits bedarf es für die grundlegende Arbeitsweise und Haltung der KJC keines Umdenkens. Der Fokus auf Qualifizierungen, Integration und Beratung auf Augenhöhe entspricht von Anfang an den Anforderungen der hessischen KJC.

Andererseits müssen die KJC die Mitarbeitenden schnell auf die komplexen rechtlichen Veränderungen schulen. Im Hintergrund gilt es zahlreiche technische und organisatorische Anpassungen vorzunehmen.

Kommunale Finanzierung unzureichend

Das Bürgergeld bindet erhebliche zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen. Denn die Prognosen deuten auf eine signifikante Steigerung der Fallzahlen hin. Zur Umsetzung benötigen die KJC entsprechend mehr Personal. Bislang verwehrt der Bund die dafür notwendigen Mittel. Im Gegenteil stehen für 2023 bislang sogar erhebliche Kürzungen bei den Bundesmitteln bevor.

Zusätzlich zum Rechtskreiswechsel der geflüchteten Menschen aus der Ukraine zum 01. Juni 2022, was eine enorme Steigerung des Arbeitspensums bei Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- bedeutete, wurde dennoch zeitgleich damit begonnen, sich mit dem Thema Bürgergeld zu beschäftigen. Die Mitarbeitenden besuchten u.a. Seminare zur ressourcen- und zukunftsorientierten Beratungskompetenz im Fallmanagement und werden zum Jahresanfang 2023 noch in sämtlichen Änderungen geschult, welche das 12. Änderungsgesetz konkret beinhaltet.

Sowohl die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz als auch die Betriebsleitung von Neue Wege stehen dem ganzen Vorhaben „Bürgergeld“ verhalten gegenüber. „Wir bewerten es als ungünstig, dass das Ziel der vorrangigen Vermittlung in den Arbeitsmarkt nicht mehr prioritär gesehen wird“, so Stolz. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeige, wie wichtig eine möglichst schnelle Vermittlung in Arbeit sei. Eine Qualifizierung sollte sich an den tatsächlich gebotenen Erfordernissen orientieren. Weiter sei abzuwarten, wie sich wesentliche Änderungen beim Einkommen im SGB II, wesentliche Änderungen beim Vermögen im SGB II, Potenzialanalyse und Kooperationsplan, Bürgergeldbonus, Bedarfe für Unterkunft und Heizung und Regelungen zu Pflichtverletzungen und Meldeversäumnisse auf die Gesamtsituation auswirken werden.

Hinzu kommt, dass der Bund das Budget für die Eingliederungsleistungen reduziert. Es stehen im kommenden Jahr rund 1 Mio. Euro weniger zur Verfügung – weniger Mittel für Maßnahmen zur Eingliederung in Arbeit, aber auch weniger Finanzierungskapazität für die angedachte Weiterbildung und Qualifizierung der Kundinnen und Kunden. „So sehr eine Erhöhung der Leistungen zum Lebensunterhalt nachvollziehbar ist, unter anderem angesichts steigender Energiekosten – und auch wenn wir noch Verbesserungen erwarten, so sehr bedaure ich, dass uns weniger Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um Aktivierung, Weiterbildung und berufliche Eingliederung zu finanzieren“, erklärt Stolz. Hinzu käme, dass der Fachkräftemangel auch vor der Kreisverwaltung und dem Jobcenter nicht Halt mache und es immer schwieriger werde, ausreichend personelle Ressourcen für die zu bewältigenden Aufgaben zur Verfügung zu haben.

Diese Schlaglichter der Flüchtlingskrise und der nun zeitlich knapp darauffolgenden Einführung des Bürgergeldes zeigen, vor welch großen Herausforderungen der Eigenbetrieb Neue Wege derzeit steht. Diana Stolz befindet sich deshalb in engem Austausch mit den relevanten Akteuren. „Ich möchte der Betriebsleitung und allen Beschäftigten des Eigenbetriebs meine Anerkennung aussprechen und vor allem auch danken für den Einsatz, den sie für die Hilfebedürftigen und Arbeitsuchenden in unserem Kreis leisten. Wir nehmen die Arbeit, die dort geleistet wird, wahr. Vielen Dank.“

Dies unterstreicht erneut das gemeinsame Credo #Stark.Sozial.VorOrt.

Im Dezember waren im Landkreis Bergstraße 5.939 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 2,0 Prozent gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 1.177 Personen (+24,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,0 Prozent. Im Vorjahr waren es 3,2 Prozent.

Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 4,9 Prozent, deutschlandweit bei 5,4 Prozent.

Brückenbauerinnen

Frauen mit Migrationshintergrund beendeten erfolgreich die „Qualifizierung zur Pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“ / Maßnahme des Kommunalen Jobcenters „Neue Wege“, des Kreises Bergstraße und des Bildungswerkes der Hessischen Wirtschaft e. V.

Grund zum Jubel: Die Absolventinnen der Weiterbildungsmaßnahme „Qualifizierung zur pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“ zusammen mit der Ersten Kreisbeigeordneten Diana Stolz und weiteren Beteiligten vor dem Gebäude des Bildungswerkes der Hessischen Wirtschaft e. V. in Bensheim.

Kreis Bergstraße (kb). Zum bereits dritten Mal endete mit der Übergabe der Zertifikate durch Dr. Melanie Marysko, Betriebsleiterin des Kommunalen Jobcenters „Neue Wege“, die Maßnahme „Qualifizierung zur pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“. Die Qualifizierung wurde aus Mitteln des Landes Hessen über das Landesförderprogramm „Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget“ finanziert und vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. (BWHW) in Bensheim durchgeführt. Das Ziel der Maßnahme fasst Gundra Simon, Teamleiterin Förderinstrumente bei „Neue Wege“ wie folgt zusammen: „Wir wollen mit dieser Maßnahme vor allem Frauen mit Flucht- oder Migrationshintergrund durch eine pädagogische Qualifizierung bei ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Integration in Deutschland unterstützen und ihnen eine berufliche Perspektive im deutschen Bildungssystem eröffnen.“

Zwölf zugewanderte Frauen, die unter anderem aus ihren Heimatländern Syrien, Türkei, Jordanien, Sri Lanka, Polen und Kasachstan pädagogische Vorerfahrungen als Lehrerinnen, Erzieherinnen oder anderen Berufen mitbringen, haben sich im Rahmen der Maßnahme für eine pädagogische Tätigkeit in Deutschland qualifiziert. Wichtig war dabei vor allem das Vertrautmachen mit dem deutschen Erziehungs- und Bildungssystem sowie mit Lerntheorien und -methoden, Inklusion und weiteren pädagogischen Themen wie etwa tiergestützte Pädagogik. In ihrer Ansprache hob die Erste Kreisbeigeordnete und für das Kommunale Jobcenter zuständige Dezernentin Diana Stolz hervor, wie wichtig die Verbindung der Erfahrungen aus dem Heimatland mit den erworbenen Kenntnissen aus der Weiterbildung für eine Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen ist, gerade vor dem Hintergrund des aktuell herrschenden Fachkräftemangels.

Das im Rahmen der Qualifikationsmaßahme erworbene Wissen und die praktischen Erfahrungen wurden immer wieder vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen und Ausbildungen aus dem jeweiligen Heimatland reflektiert. In diesem sehr lebendigen Kurs – geprägt vom Lernen miteinander und voneinander – standen nicht nur theoretische Inhalte, sondern auch praktische Erfahrungen im Mittelpunkt. „Die Hauptziele der Maßnahme waren neben der Verbesserung der Deutschkenntnisse das Erlernen pädagogischen Wissens, das Erlangen praktischer Erfahrungen in pädagogischen Einrichtungen, das Bestehen der Abschlussprüfung sowie die Vermittlung in Arbeit“, fassten es Dr. Wolf-Thorsten Saalfrank, Frau Arslan und Frau Kropp vom BWHW zusammen, die durch ihre Arbeit maßgeblich zum Erfolg des Projektes beitrugen. „Durch die Hospitationen in Kindergärten und Schulen wurden viele Kontakte in die Praxis geknüpft und so bereits für 70 Prozent der Teilnehmerinnen Anschlussbeschäftigungen gefunden.“

Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Bildungswerk und den Kindertageseinrichtungen hob auch Ralf Gettel, Leiter der Kindertagesstätte Berliner Ring, hervor. Er betonte vor allem die gute Qualität der Ausbildung und die hohe Motivation und Arbeitskraft der Frauen, die die Maßnahme durchlaufen haben. Norbert Schultze, zuständiger Teamleiter des Bildungswerks Bensheim, sieht viele Chancen für Erziehungs- und Bildungseinrichtungen im Raum Bergstraße, die durch eine Beschäftigung der Absolventinnen entstehen: „Gerade Frauen mit Migrationserfahrung und pädagogischer Kompetenz können in unserem Bildungssystem eine wichtige Brückenfunktion zwischen Migrantenfamilien und Einrichtungen erfüllen.“

In einer Abschlussprüfung, in der die Frauen ein Thema ihrer Wahl präsentierten und Vertiefungsfragen beantworten mussten, konnten sie zeigen, was sie in einem Jahr gelernt haben. Auf die Frage, wie sie den Kurs erlebt hat, antwortete eine Teilnehmerin: „Wir haben viel gelernt, alle waren nett, der Unterricht hat Spaß gemacht und er war informativ. Es war ein schöner Kurs, wir waren wie eine Familie.“ Der nächste Kurs startet voraussichtlich im Januar 2023.

Gemeinsam mehr Arbeitsplätze für behinderte Menschen schaffen

Teilnehmende des Netzwerkes bei ihrem Oktober-Treffen, mit der Gründerin und langjährigen Sprecherin Edith von Hunnius (vorn, sitzend, Mitte) und ihrer Nachfolgerin Susanne Hagen (vorn, sitzend, 2. von links).

Kreis Bergstraße (kb). Ein Arbeitsplatz gibt (finanzielle) Sicherheit, kann das Selbstwertgefühl steigern und zur Integration in Gesellschaft und Sozialgefüge beitragen. Dies gilt auch und gerade bei Menschen mit Einschränkungen. Das Netzwerk Bergstraße „Menschen mit Handicap auf dem Arbeitsmarkt“ setzt genau hier an. Es hat es sich seit seiner Gründung vor zwölf Jahren zur Aufgabe gemacht, Menschen, die mit Einschränkungen leben, in Arbeit zu bringen. Im Netzwerk engagiert sind unter anderem Vertretende des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, von Diakonie und Caritas, der Behindertenhilfe Bergstrasse gGmbH (bhb), der EUTB Bergstraße (EUTB = Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung) sowie des Eigenbetriebs „Neue Wege Kreis Bergstraße – Kommunales Jobcenter“ und der Agentur für Arbeit.

Dank des intensiven Erfahrungsaustauschs über Fragestellungen und Handlungsoptionen rund um die Arbeitssuche von Menschen mit Handicap, gegenseitige Hilfestellungen bei der Beratung und Vermittlung sowie Öffentlichkeitsarbeit und Informationen für potentielle Arbeitgeber ist es dem Netzwerk gelungen, zahlreiche konkrete Erfolge zu verbuchen und auch eine höhere öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema „Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap“ zu generieren. Beim Treffen des Gremiums, das im Oktober in der bhb in Lorsch stattfand, wurde mit Edith von Hunnius die Gründerin und langjährige Sprecherin des Netzwerkes verabschiedet. Die anwesenden Netzwerk-Mitglieder würdigten das umfangreiche und erfolgreiche Engagement ihrer scheidenden Sprecherin. Als besonderer Gast konnte die Landesdirektorin des Landeswohlfahrtsverbands Hessen (LWV) Susanne Selbert begrüßt werden. Sie bedankte sich bei Edith von Hunnius als einer langjährig engagierten Abgeordneten und Vizepräsidentin der Verbandsversammlung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, die auch nach ihrem Ausscheiden aus dem LWV mit Leib und Seele tatkräftige LWV-lerin geblieben sei.

Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf überbrachte den persönlichen Dank von Diana Stolz, die als Erste Kreisbeigeordnete unter anderem für den Eigenbetrieb „Neue Wege Kreis Bergstraße – Kommunales Jobcenter“ zuständig ist: „Frau von Hunnius hat etwas Großes angestoßen. Sie war in den vergangenen zwölf Jahren Kopf und Herz dieser Institution und hat mit ihren engagierten Mitstreitern nicht nur ein sehr tragfähiges partnerschaftlich arbeitendes Netzwerk geschaffen. So wurden gemeinsam vor allem ganz konkrete Erfolgsgeschichten generiert. Zahlreiche Menschen mit Handicaps konnten mit Arbeitsnehmern zusammengebracht werden. Dafür meinen herzlichen Dank! Der neuen Sprecherin des Netzwerks Bergstraße „Menschen mit Handicap auf dem Arbeitsmarkt“, Susanne Hagen, wünsche ich viel Tatkraft und Energie für ihre Aufgaben!“

Auch Edith von Hunnius selbst blickte während der Oktobersitzung des Gremiums auf ihre mehr als ein Jahrzehnt währende Arbeit für das Netzwerk zurück. Es seien durch das gemeinsame Tätigwerden große Synergieeffekte erzielt worden. In den vergangenen Jahren waren neben Netzwerktreffen beispielsweise verschiedene Zusammenkünfte mit Unternehmern und politisch Verantwortlichen und Informations- und Presseveranstaltungen sowie Preisverleihungen seitens des Landes Hessen durchgeführt worden. Zudem erstellte und veröffentlichte das Netzwerk Bergstraße „Menschen mit Handicap auf dem Arbeitsmarkt“ verschiedene Informationsmaterialien.

v.Hunnius wünschte ihrer Nachfolgerin und all den Hand in Hand arbeitenden Netzwerkern weiterhin eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit nach dem Motto, das stets ihr Wahlspruch war: „Wir müssen weg von dem, was Menschen nicht können, hin zu dem, worin sie gut oder sogar großartig sind!“

Weitere Infos zum Thema u.a. hier: https://www.neue-wege.org/zielgruppenspezifische-hilfs-und-foerderangebote/berufliche-rehabilitation-behinderte-menschen/

Fit für die digitale Arbeitswelt

„Digitale Kompetenzförderung“ im kommunalen Jobcenter / Arbeitslosenquote des Kreises aktuell bei 4,1 Prozent

Kreis Bergstraße (kb). Im Oktober waren im Kreis Bergstraße 6.098 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 192 Personen beziehungsweise um 3,3 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 24,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,1 Prozent (Vorjahr: 3,3 Prozent). Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 4,9 Prozent, deutschlandweit bei 5,3 Prozent. Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Kreis Bergstraße ist weiterhin hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass nach wie vor Geflüchtete aus der Ukraine in die Betreuung des kommunalen Jobcenters überführt wurden. Denn: Durch den sogenannten Rechtskreiswechsel der Geflüchteten, gelten sie ab diesem Zeitpunkt als arbeitslos.

Arbeitsuchende Bergsträßerinnen und Bergsträßer sehen sich bei Ihrer Jobsuche oft mit den verschiedensten Hürden konfrontiert. Ein immer relevanteres Thema hierbei ist die zunehmend digitaler werdende Arbeitswelt. Um Kundinnen und Kunden bestmöglich zu unterstützen, bietet das kommunale Jobcenter Neue Wege ein breites Spektrum an Angeboten für verschiedenste Qualifizierungen an – auch im Bereich Digitalisierung. Das rechtskreisübergreifende Angebot „Digitale Kompetenzförderung“, welches durch Mittel des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration und des Sozialbudgets gefördert wird, soll Menschen im Umgang mit digitalen Medien im Arbeitskontext unterstützen. Über einen Zeitraum von zwölf Wochen werden den Jobsuchenden beispielsweise die Grundlagen zum Thema Hard- und Software, der Umgang und die Nutzung von digitalen Medien sowie die Erstellung von Online-Bewerbungen vermittelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in Einzelgesprächen gecoacht und dadurch individuell geschult. „Es ist enorm wichtig, Menschen beim Umgang mit den digitalen Medien zu unterstützen. Denn nur so können sie an der sich stetig weiterentwickelnden Arbeitswelt teilhaben und neue Chancen für sich nutzen. Diese Maßnahme ist ein tolles Angebot, um Menschen, die bisher keine oder wenig Erfahrung mit digitalen Medien haben, mehr Sicherheit zu vermitteln“, so die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz.

Von dieser Maßnahme können alle langzeitarbeitslosen Frauen, Männer über 50-Jahre im ALG II-Bezug profitieren. Darüber hinaus können auch Personen im SGB II-Bezug, mit einem Migrationshintergrund, die über ein Sprachniveau der Stufe B1/B2 verfügen, teilnehmen. Seit dem 01.02.2022 arbeitet Neue Wege in dieser Sache erfolgreich mit der Merkur-Schule in Heppenheim zusammen. Für Interessierte besteht weiterhin die Möglichkeit, nach Rücksprache mit dem Fallmanagement, sich für diese Maßnahme anzumelden.

Fachkräftemangel belastet auch den Bauarbeitsmarkt

Landrat will Bauprojekte des Kreises dennoch weiter vorantreiben / Arbeitslosenquote im Kreis bei 4,0 Prozent

Kreis Bergstraße (kb). Im September waren im Kreis Bergstraße 5.906 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 64 Personen beziehungsweise um 1 Prozent leicht gefallen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 17,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,0 Prozent (Vorjahr: 3,4 Prozent). Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,0 Prozent, deutschlandweit bei 5,4 Prozent.

„Als Kreis können wir uns natürlich nicht von den allgemeinen Trends abkoppeln. Dennoch liegt die Arbeitslosenquote bei uns weiterhin auf einem insgesamt sehr niedrigen Niveau“, betont Landrat Christian Engelhardt angesichts der aktuellen Arbeitsmarktzahlen.

Zunehmend angespannt ist die Fachkräftesituation auf dem Bauarbeitsmarkt. Bei einer Umfrage des ifo-Instituts gaben im Juli 2022 39,1 Prozent der bundesweit befragten Unternehmen aus dem Bauhauptgewerbe an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. Laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) gibt es auf dem Arbeitsmarkt nur noch wenige Arbeitskräftereserven. Sowohl bei Bauingenieuren als auch bei gewerblichen Fachkräften übersteige die Zahl der offenen Stellen die der Arbeitslosen. Obwohl laut dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), der vor allem mittelständische Handwerks- und Bauunternehmen vertritt, die Zahl der Lehrlinge zuletzt fünf Jahre in Folge gestiegen ist, drohe sich der Mangel in den kommenden Jahren zu verschärfen. Denn 150.000 Arbeitnehmer werden die Branche nach Schätzung des Verbandes altersbedingt in den nächsten 10 Jahren verlassen.

Das hat auch Einfluss auf die Produktion. 29 Prozent der befragten Unternehmen gaben im Durchschnitt des ersten Halbjahres 2022 im Rahmen einer ifo-Umfrage an, dass ihre Bautätigkeit durch den Fachkräftemangel behindert werde. Hinzu kommen aktuell weitere Belastungen der Branche, etwa durch die stark gestiegenen Energiekosten oder Lieferschwierigkeiten in bestimmten Bereichen.

Der Kreis Bergstraße will sich bei seinen Bauprojekten allerdings nicht einschränken und wird gegebenenfalls nach Lösungen suchen. „Wir investieren jedes Jahr viele Millionen Euro, insbesondere in die Modernisierung und den Neubau unserer Schulen. Diese Bauprojekte werden wir auch weiter mit Hochdruck vorantreiben“, betont Landrat Christian Engelhardt. „Tatsächlich sind solche Bauprojekte auch ein Schlüssel, um den Fachkräftemangel in unserem Kreis so gering wie möglich zu halten. Denn eine hohe Lebensqualität – und dazu zählen moderne Schulen – ist im Wettbewerb mit anderen Regionen ein wichtiger Faktor, um Fachkräfte zu gewinnen.“

Gleichzeitig sieht der Landrat aber auch die Politik im Bund gefordert: „Der Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren zu einem drängenden Problem entwickeln. Um dieses zu lösen, braucht es innovative Lösungen mit Vertrauen in Digitalisierung und Automatisierung. Gleichzeitig benötigen wir eine kluge Einwanderungspolitik, bei der qualifizierte Fachkräfte gezielt und praktikabel für bestimmte Branchen angeworben werden können.“

Der Kreis Bergstraße setzt als Schulträger jährlich rund 13 Millionen Euro für Wartung und Instandhaltung für alle kreiseigenen Schulen an. Für den Schulbau, -erweiterung sowie Generalsanierung wurden für das Jahr 2022 45 Millionen Euro im Wirtschaftsplan veranschlagt.

30. September 2022

„win-win-Situation“ für Unternehmen und Arbeitssuchende

Teilhabechancengesetz als Perspektive für Langzeitarbeitslose

Kreis Bergstraße (kb). Vor allem für Menschen, die bereits sehr lange auf Arbeitssuche sind, gestaltet sich der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt schwierig. Um diesen Menschen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu bieten, ist Anfang 2019 das Teilhabechancengesetz (§16i ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘, §16e ‚Eingliederung von Langzeitarbeitslosen‘ des zweiten Sozialgesetzbuches (SGB II)) in Kraft getreten und im Kreis Bergstraße umgesetzt worden. Diese Förderungen betreffen dabei zwei unterschiedliche Zielgruppen, die abhängig von Faktoren wie etwa dem Alter und der Dauer der Arbeitslosigkeit bestimmt werden. An der Förderung nach § 16e ‚Eingliederung von Langzeitarbeitslosen‘ können Personen teilnehmen, die unter anderem mindestens zwei Jahre ohne Arbeit sind. Menschen, die unter anderem für mindestens sechs Jahre in den letzten sieben Jahren Arbeitslosengeld II bezogen haben und in dieser Zeit nicht beschäftigt waren, können von §16i ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘ profitieren.

Bei beiden Förderungen werden sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in Voll- und Teilzeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, bei kommunalen Unternehmen und bei Trägern gefördert. Die jeweilige Förderung beinhaltet eine ausgiebige Betreuung sowie individuelle Beratung und Unterstützung der Arbeitsuchenden. Den Teilnehmenden wird zudem ein Coach zur Seite gestellt, um den Wiedereinstieg bestmöglich zu begleiten und so die Übernahme in eine ungeförderte Anstellung zu unterstützen.

Die Arbeitgeber erhalten im Gegenzug eine finanzielle Unterstützung durch das kommunale Jobcenter Neue Wege in Form von Lohnkostenzuschüssen, wenn sie Personen dieser Zielgruppen einstellen. Die Höhe der Unterstützung richtet sich nach den vertraglichen Bedingungen des Arbeitgebers. Bei einer Förderung nach §16i ,Teilhabe am Arbeitsmarkt‘ ist ein Zuschuss von bis zu 100 Prozent des Mindestlohnes für zwei Jahre möglich und verringert sich nach dieser Zeit um zehn Prozent pro Jahr. Insgesamt kann die Förderung für fünf Jahre bewilligt werden.

„Von den Maßnahmen des Teilhabechancengesetzes profitieren nicht nur die Arbeitssuchenden, sondern auch unsere Bergsträßer Wirtschaft. Eine echte ‚win-win-Situation‘ für alle Beteiligten“, freut sich Landrat Christian Engelhardt. Die Erste Kreisbeigeordnete und für den Eigenbetrieb Neue Wege zuständige Dezernentin Diana Stolz lobt: „Die Umsetzung des Gesetzes ist gut angelaufen und wir verzeichnen Erfolge. Ich freue mich sehr, dass wir, Hand in Hand mit Bergsträßer Unternehmen, Menschen, die lange Zeit ohne berufliche Beschäftigung waren, gezielt Perspektiven in der Arbeitswelt bieten können.“

Die Bilanz kann sich durchaus sehen lassen: Seit dem Start der Förderung im Jahr 2019 haben alleine 60 Arbeitgeber das Förderinstrument nach §16e ‚Eingliederung von Langzeitarbeitslosen‘ bewilligt bekommen. Für das Förderinstrument nach §16i ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘, haben insgesamt 49 Arbeitgeber die Förderung beansprucht. Auch das Interesse bei den Arbeitssuchenden ist groß. So haben im Jahr 2021 im Kreis Bergstraße insgesamt 137 Personen, die ALG II beziehen, an den angebotenen Maßnahmen nach dem Teilhabechancengesetz teilgenommen. Und das mit Erfolg. Denn: Die Übernahmequote der Teilnehmenden von den geförderten Betrieben liegt bisher bei §16e ‚Eingliederung von Langzeitarbeitslosen‘, bei rund 46 Prozent und bei §16i ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘‚ bei circa 50 Prozent. Dank der Fördermaßnahmen konnten insgesamt 73 Prozent der Teilnehmenden, deren Förderung 2021 regulär endete, in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. In Anbetracht der oftmals sehr lang voran gegangenen Arbeitslosigkeit stellen diese Förderinstrumente ganz neue Perspektiven für die Teilnehmenden dar.

Arbeitsmarkt relativ robust, doch Fachkräftemangel trübt Ausblick

Farbige Strichmännchen: Jemanden auf seine Seite ziehen / Mitar

 

Kreis Bergstraße (kb). Im Juli waren im Kreis Bergstraße 5.560 arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 338 Personen beziehungsweise um 6,5 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 2,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 3,8 Prozent (Vorjahr: 3,7 Prozent). Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 4,9 Prozent, deutschlandweit bei 5,4 Prozent.

„Der Bergsträßer Arbeitsmarkt zeigt sich aktuell zwar relativ robust, doch die mögliche positive Entwicklung zahlreicher Unternehmen wird bereits durch einen Fachkräftemangel ausgebremst“, stellt Landrat Christian Engelhardt heraus. „Dieser Mangel an Fach- und Arbeitskräften wird in den kommenden Jahren ein sehr drängendes Problem unserer Gesellschaft sein, das wir mit Hilfe konzertierter Maßnahmen in den Griff bekommen müssen.“ Aktuell sei es zum Beispiel bereits für Hotellerie- und Gastronomiebetriebe sehr schwierig, ausreichend geeignetes Personal zu finden. Dies läge unter anderem an einer Abwanderung des Personals in andere Berufe. Diese Einschätzung bestätigten kürzlich auch Christine Friedrich (Geschäftsführerin Dehoga Südhessen) und Ulrich Kagermeier (Vorsitzender des Kreisverbandes Bergstraße der Dehoga) bei einem Treffen mit dem Landrat. Es stünde zu befürchten, dass viele Betreiber infolge des Fachkräftemangels ihre Hotel- und Gastronomie-Betriebe in den kommenden Jahren schließen werden, so die Experten. Die hätte gravierende Folgen für die Region.

Landrat Christian Engelhardt: „Der Kreis Bergstraße und die Gemeinden werden alles daransetzen, unseren Beitrag dazu zu leisten, dass der Fachkräftemangel in unserem Kreis so gering wie möglich ausfällt – zum Beispiel auch dadurch, dass wir die hohe Lebensqualität hier erhalten beziehungsweise noch weiter steigern. Hier werden wir uns insbesondere dem Thema Wohnraum sowie der Optimierung der Angebote im Bereich Schule, Betreuung und Kultur widmen.“

Eine weitere Lösungsmöglichkeit für das Problem Fachkräftemangel sei die Automatisierung, so der Landrat. „Die Automatisierung sollte endlich ihren Schrecken als vermeintlicher Arbeitsplatzkiller verlieren“, betont Engelhardt. „Sie ist auch angesichts des demografischen Wandels ein guter Baustein, um die menschlichen Fachkräfte zu entlasten. Deshalb sollte Sie forciert werden! Die Automatisierung in den Bereichen wie sie möglich ist, schafft die Chance, dass in Fachbereichen wo menschliche Arbeitskräfte zwingend sind, wie der Pflege oder der Erziehung, weiter genug Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Zudem müssen wir verstärkt eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften in die Branchen ermöglichen, in denen sie gebraucht werden.“

Lfd. Nr. 233 / 2022